Von: Jung Thomas (Dr.) <thomas.jung@fuerth.de> Gesendet: Dienstag, 20. November 2018 13:28 An: Kerstin@bluepingu.de
Betreff: AW: Offener Brief "Fürth-Ort: Raumbedarf für freie Initiativen und Ideen"
Sehr geehrte Frau Seeger,
vielen Dank für Ihren Offenen Brief bezüglich Raumbedarf für freie Initiativen und Ideen. Das Thema wird den Stadtrat am Mittwoch beschäftigen. Verschiedene Nutzungsideen von Kultureinrichtungen, wie Galerie und Bandübungsräume, hin zu Jugendkultur, bis hin zu schulischen Nutzungen und die Nutzung durch freie Initiativen und Ideen konkurrieren miteinander. Es wird darum gehen, die bestmöglichste Nutzung des Gebäudes gemeinsam und fair zu entwickeln. Dabei wird für eine Übergangszeit bis zu einem Neubau der Schule auch die schulische Nutzung eine wesentliche Säule darstellen müssen. Ansonsten gibt es für die Kreativität und Ideen keine Grenzen. Die einzige Grenze ist die bauliche Situation und die Rechtsvorschriften, die die Stadt Fürth binden. Das Gebäude ist in hundertjähriger ununterbrochener Nutzung durch die Feuerwehr. Manche Brandschutzmängel konnten nur toleriert werden, weil eben die Feuerwehr direkt im Haus war, des Weiteren gibt es einen Sanierungsstau in verschiedensten Bereichen, wie Elektro, Sanitär und Heizung. Auch das Datum des Auszugs der Feuerwehr steht noch nicht fest, da es mittlerweile oft schwierig ist, bei Baustellen verlässliche Handwerkerleistungen einzuplanen. Kommen wird das Freiwerden und wir versuchen im Rathaus in einem Dialog vernünftige Stadtratsentscheidungen, die möglichst viele berechtigte Ansprüche berücksichtigen, auf den Weg zu bringen. Ihr Dr. Thomas Jung Oberbürgermeister
Stadt Fürth
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Presseartikel in den Fürther Nachrichten:
Begehrte Wache: Vereine wollen auch rein Neues Bündnis „Fürth-Ort“ träumt von Bürgerzentrum — Fokus auf Umwelt und Kreativität VON CLAUDIA ZIOB FÜRTH — Noch mehr Visionen für die künftige Nutzung der Feuerwache: 22 Vereine und Initiativen haben sich jetzt unter dem Titel „Fürth-Ort“ zusammengetan. Sie wünschen sich hier ein Zentrum für Nachhaltigkeit, Kreativität und Zusammenhalt. Rechtzeitig vor der heutigen Stadtratssitzung, in der sich das Gremium mit der Zukunft der alten Feuerwache und des Eichamts beschäftigt, hat sich der neue Zusammenschluss zu Wort gemeldet: in einem offenen Brief, der an den Oberbürgermeister, die Stadträte, die Stadtverwaltung und die Medien ging. Unterzeichnet ist er von Organisationen, die sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung engagieren oder zur kreativen Szene gehören: unter anderem vom Umweltverein Bluepingu, von der Initiative „Essbare Stadt“, den Lebensmittelrettern, der mobilen Fahrrad-Werkstatt, Nimm& Gib, vom Repair Café, von FürthWiki, Wir sind Fürth, Sozialforum, der Wohnberatung des Freiwilligenzentrums, von den Grünen, ver.di, ADFC, VCD, der Freien Theaterszene, der Szene Fürth, dem Kulturring C... Dass sie zusammengefunden haben, hat mit dem Festival „Fürth im Übermorgen“ zu tun, das im Juli im Stadtpark über die Bühne ging. Dabei seien sehr viele Wünsche gesammelt worden, heißt es in dem Schreiben – und der OB selbst habe die Akteure ermutigt, sich zu überlegen, wie man einige verwirklichen könnte. Die Feuerwache rückte dabei in den Fokus. Herausgekommen ist eine Vielzahl von Ideen, was hier Platz finden könnte: Beratungs-, Schulungs-, Veranstaltungs- und Galerieräume, Probe- und Aufführungsmöglichkeiten für Artistik, Musik und Theater, Lager und Verteilräume für Lebensmittel, Ateliers, Fahrrad-, Holz-, Metallund Textilwerkstätten, dazu ein Café und ein Lastenrad-Verleih. Ähnliche Bürgerzentren gebe es in anderen Städten, schreiben die Verfasser – in Köln sogar ebenfalls in einer ehemaligen Feuerwache: Die „Alte Wache“ ist heute ein soziokulturelles Zentrum, mit Veranstaltungen, Werkstätten und Räumen für Menschenrechtsgruppen und Musikexperten. In Fürth gibt es viele engagierte Menschen, betonen die Unterzeichner. „Allen gemeinsam ist, dass sie geeignete Räumlichkeiten brauchen, um einfacher, besser und in vielen Fällen auch überhaupt erst tätig werden zu können.“ In der Wache könnten sie sich an zentraler Stelle vernetzen. Bei einer Zwischennutzung könnte das Konzept erprobt werden. Kultur, Jugend, Schule Mit dem Vorstoß ist die Reihe der Menschen, die die Wache nach dem Auszug der Feuerwehr nutzen wollen, noch einmal länger geworden. Zur Erinnerung: Das Kulturreferat hat bereits ein Konzept für ein „Kulturund Kreativzentrum“ vorgelegt. Es stellt sich hier Ateliers, Bandübungsräume, zusätzlichen Platz für die kunst galerie, Arbeitsplätze für kreative Selbstständige und ein kleines Feuerwehrmuseum vor – und dazu im Eichamt ein Jugendkulturzentrum, von dem auch die jungen Fürther der „Aktion Protestgarten“ träumen. Das Schulreferat allerdings hat Eichamt und Feuerwache im Blick, um die Raumnot des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums zu lindern. Indem der Schule beide Gebäude einverleibt werden – oder indem mit ihrer Hilfe die Zeit überbrückt wird, bis das HSG in einen Neubau auf dem Wolfsgruberareal ziehen kann. Auch die CSU-Stadtratsfraktion setzt sich dafür ein, die Schule zum Zug kommen zu lassen. OB Thomas Jung begrüßt die Gedankenspiele: „Jetzt ist die Zeit, um Vorschläge zu machen“, sagt er. Bis die Feuerwehr 2020 ihr modernes Quartier am Schießanger bezieht, werde man ein Konzept erarbeiten. Allerdings warnt Jung vor zu hohen Erwartungen: Alle Ideen werde man nicht unterbringen, das Schliemann werde zunächst Priorität haben. Und: Die Wache könne man nicht von heute auf morgen neu belegen. Der Sanierungsbedarf sei immens. Die Elektrik, Heizungen und Sanitäranlagen seien völlig veraltet – und in Sachen Brandschutz werde man kräftig nachbessern müssen: Das 1908 erbaute Haus könne zurzeit nur genutzt werden, weil die Feuerwehr selbst drin ist. Zeit für Ideen: 2020 wird die Feuerwehr ihr altes Quartier verlassen. Archivfoto: Winckler ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2018 Verlag Nuernberger Presse, Ausgabe 21.11.2018
Unsere Antwortemail als Reaktion darauf vom 21.11.18
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung,
vielen Dank für Ihre positive Reaktion auf unseren offen Brief. Kern unseres Anliegens ist es, wie Sie formulieren „möglichst viele berechtigte Ansprüche“ zu berücksichtigen. Das geht am besten, wenn die verfügbaren Räumlichkeiten möglichst effizient genutzt werden. Abweichend von der Vorgehensweise der Referate der Stadtverwaltung haben wir den Bedarf aller uns bekannten interessierten Parteien systematisch erfasst. Dabei wird offensichtlich, dass viele von ihnen Räume gemeinsam nutzen können und die meisten von zusätzlichen Angeboten (z.B. „Cafe / Bar“) profitieren würden. Diese erste Konsolidierung von Raumbedürfnissen (als Entwurf im Anhang) befindet sich gerade in der Korrekturphase. Daran waren bereits Künstler und Musiker beteiligt, sowie Mitglieder des „Protestgartens“ anwesend. Er umfasst sogar Vorschläge für städtische Einrichtungen (z.B. Familienberatung). Als Basis für die von Ihnen gewünschte „gemeinsame und faire“ Entwicklung des Gebäudes müssten nun diese Daten mit denen anderer Bedarfsträger (Schule, Galerie etc.) zusammengeführt und dann allen Bedarfs- und Entscheidungsträgern verfügbar gemacht werden. Dazu möchten wir einen Beitrag leisten. Bitte teilen Sie uns mit, wem aus der Stadtverwaltung wir die uns bekannten Daten zur Konsolidierung übermitteln dürfen und wer den von Ihnen gewünschten Dialog aller Interessenten zur Vorbereitung „vernünftiger Stadtratsentscheidungen“ als Verfahren zur Bürgerbeteiligung moderieren soll. Als erster Schritt sollten alle Beteiligten anlässlich einer Besichtigung zeitnah auf den gleichen Stand bezüglich Zuschnitt und Zustand der Räumlichkeiten gebracht werden, damit parallel alternative Maßnahmen für deren schrittweise Nutzung und Ertüchtigung erwogen werden können. Sehr gerne laden wir Sie zu einem Austausch mit den beteiligten Initiativen ein. Mit freundlichen Grüßen Kerstin Seeger für das Aktionsbündnis „Fürth-Ort“ mit: ADFC Fürth, Bluepingu e.V., Büro für Kunst, Die Grünen, Essbare Stadt, Freie Theaterszene Fürth, FürthWiki e.V., Kulturring C, Lebensmittelretter, Metropolmusik e.V., mobile Fahrrad-Werkstatt, Nimm & Gib, RepairCafé, RepairCafé digital, Solawi Dollinger, Sozialforum, VCD e.V., Verdi Fürth, Wir sind Fürth e.V., Wohnberatung des FZF, Szene Fürth e.V. sowie weitere Initiativen und Einzelpersonen *Diese elektronische Post geht an den Herrn Oberbürgermeister, den Fürther Stadtrat und seine Fraktionen, sowie die Berufsmäßigen Stadträte.* Für weitere Informationen und Rückfragen wenden Sie sich bitte gerne an fuerth-ort@bluepingu.de <mailto:fuerth-ort@bluepingu.de>
Weiterer Presseartikel der Fürther Nachrichten vom 24.11.18
Feuerwache bleibt im Besitz der Stadt Offen aber ist die Frage, wer hier später einziehen darf — Kosten für Zwischennutzung werden geprüft
VON CLAUDIA ZIOB FÜRTH
— Kulturort, Schulhaus, Bürgerzentrum: Es gibt bereits viele Ideen, was man mit der alten Feuerwache anfangen könnte. Die Stadt legt sich vorerst nur auf eines fest: Das Haus wird nicht verkauft, sondern bleibt in städtischem Besitz. Genau richtig sei es, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung den FN kürzlich, dass so viele Menschen jetzt Vorschläge machen, was aus dem historischen Gebäude im Herzen der Stadt einmal werden könnte. Wie begehrt diese besondere Immobilie tatsächlich ist, merkt er offenbar auch ganz unmittelbar: Sehr munter gehen in seinem E-Mail-Postfach zurzeit Wünsche und Ideen ein, erzählte er in der jüngsten Stadtratssitzung. Er warnte aber auch davor, sich Illusionen zu machen: Wenn die Berufsfeuerwehr 2020 auszieht, werde ein Objekt mit immensem Sanierungsbedarf frei. „Das ganze Haus ist verbraucht.“ Die Feuerwehr habe es all die Jahre mit großem handwerklichen Geschick in Schuss gehalten. Allein der Brandschutz sei schon völlig unzureichend. Jung: „Alles andere als die Feuerwehr wäre illegal in diesem Gebäude.“ Er sei reichlich ernüchtert gewesen, als er es sich genauer angeschaut hat, berichtete auch der für den Fürther Schulsektor zuständige Bürgermeister Markus Braun: Fluchtwege fehlten, man finde enge Gänge und kleine Räume vor, die Fahrzeughalle lasse sich gerade einmal auf etwa ein Grad aufheizen. Deshalb sei es fraglich, wie viel Fläche das Heinrich-Schliemann- Gymnasium, das dringend mehr Platz braucht, hier überhaupt kurzfristig nutzen könnte. Ein Beispiel: Einzelinstrumentalunterricht sei zwar in den kleinen Räumen denkbar – aber lässt es die Akustik zu? Schulleiter dankt Nachdem die CSU-Fraktion sich kürzlich mit einem Antrag dafür eingesetzt hatte, dem Gymnasium in der Wache Raum zu geben, war auch Schulleiter Carsten Böckl in die Ratssitzung gekommen. Er danke den Stadträten dafür, dass sie den Bedarf des HSG im Hinterkopf haben, betonte er. Deutlich machte er: Ja, die Schule brauche Räume – aber es sei gründlich zu prüfen, welche Bereiche der Feuerwache wirklich für sie geeignet sind. Der Antrag sei gut gemeint gewesen, stellte daraufhin die CSU klar. Falls die Räume für das Gymnasium nicht taugen, sperre man sich natürlich nicht, sie anderweitig zu vergeben. Man habe mit dem Antrag auf den Vorstoß des Kulturreferats reagiert, das jüngst ein Konzept vorgelegt hatte: Demnach soll aus Wache und Eichamt ein Kulturzentrum werden (siehe auch Text links). Jung und Braun plädierten dafür, erst einmal Fakten zu sammeln: Bevor die Stadt ins Auge fassen könne, wer hier zum Zug kommt, sei es etwa zwingend nötig, zu wissen, mit welchen Kosten die weitere Nutzung verbunden ist. Einstimmig beauftragte der Stadtrat denn auch das Baureferat, zu prüfen, wie viel Geld man mindestens in die Hand nehmen muss, um Teile der Wache für eine Zwischennutzung herzurichten. Womöglich lohne es sich, das Gebäude dann lieber gleich richtig zu sanieren, so Jung. Bei einer Begehung im Januar sollen sich die Stadträte zudem selbst einen Eindruck vom Haus machen können. Klar machte der OB indes schon jetzt: Die alte Feuerwache wird nicht verkauft, sondern von der Stadt genutzt – „und zwar nicht für die Verwaltung“. Und: Das Thema werde den Stadtrat noch über die laufende Legislaturperiode hinaus beschäftigen, man brauche deshalb nicht in Hektik zu verfallen: „Viele haben jetzt den Fuß in der Tür“, so der OB. „Und wir haben noch keinen rausgeschoben.“ Blick auf begehrte Häuser: die Feuerwache (Bildmitte) mit ihren Seitentrakten, dahinter links das Eichamt. Foto: Skyling/Tobias Dotzauer ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2018 Verlag Nuernberger Presse, Ausgabe 24.11.2018
Visionen und Konzepte Schneller, als es die Stadtspitze wohl erwartet hatte, liegen inzwischen mehrere Vorschläge für die Zukunft der alten Wache auf dem Tisch. ● Nachdem die „Aktion Protestgarten“ mehr Freiräume für junge Fürther gefordert hatte, beantragte die SPD-Fraktion im Juli im Stadtrat, zu prüfen, inwieweit die Wache für jugendkulturelle, kulturelle, schulische und bildungspolitische Angebote zwischengenutzt werden könnte. ● Weitere Dynamik erhielt die Sache, als das Kulturreferat im Oktober ein Konzept für ein „Kultur- und Kreativzentrum“ vorlegte, das im Komplex Feuerwache und Eichamt entstehen könnte – am liebsten dauerhaft. Mit zusätzlichem Raum für die kunst galerie, mit Ateliers, Bandübungsräumen, Büros für kreative Selbstständige, einem kleinen Feuerwehrmuseum und im Eichamt einem Jugendkulturzentrum. ● Von letzterem träumte auch die „Aktion Protestgarten“: Sie hat speziell fürs Eichamt ebenfalls bereits ein Konzept ausgearbeitet – musste dann aber erfahren, dass es wohl gebraucht wird, um die Raumnot des Schliemann-Gymnasiums zu lindern. ● Denn: Sollten Feuerwache und Eichamt nicht ohnehin ins HSG integriert werden, sondern die Schule einen neuen Komplex auf dem Wolfsgruberareal bekommen, müssten die Jahre überbrückt werden, bis der Neubau steht. Das Schulreferat hat dafür zusätzlich zur Feuerwache das Eichamt im Blick. ● Auch die CSU-Fraktion wollte dem Schliemann in der Wache Platz geben und stellte einen Antrag an den Stadtrat. ● Zuletzt meldeten sich 22 Vereine zu Wort, die unter dem Titel „Fürth-Ort“ ein Bürgerzentrum schaffen wollen – mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Kreativität. czi ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2018 Verlag Nuernberger Presse, Ausgabe 24.11.2018